Lehrgrabung Heiligenberg
Luftbild der Ringwallanlage Heiligenberg mit den baumbestandenen Wällen und der ersten Grabungsfläche (links) aus dem Jahr 2011 (Quelle: NLD)
Seit 2018 wird in einer Kooperation des Seminars für Orientalische Archäologie und Kunstgeschichte der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD) unter der Leitung von Simone Arnhold und Friedrich-Wilhelm Wulf (NLD) eine Lehrgrabung durchgeführt. Die Arbeiten finden in der Ringwallanlage Heiligenberg nahe Bruchhausen-Vilsen, Ldkr. Diepholz jeweils in den Sommermonaten statt. Studentinnen und Studenten können hier von der Schaufelarbeit über Vermessung und Dokumentation einen umfassenden Einblick in die archäologischen Feldarbeiten gewinnen.
Schuttschicht Heiligenberg (Foto: Timo Feike)
Der Heiligenberg stellt eine frühmittelalterliche Ringwallanlage mit bis zu 8 m hohen Wällen auf einem Geestrücken dar. Historische Quellen belegen im frühen 13. Jh. die Gründung eines Prämonstratenser-Stift auf dem Gelände, das bis 1535 bestand und im Zuge der Reformation säkularisiert wurde.
Mauerecke aus Heiligenberg (Modell: Lisa Peters)
3D-Modell der 2019 in Heiligenberg ausgegrabenen verkippten Mauerecke (Modell: Lisa Peters)
Die ersten Ausgrabungen 2018 und 2019 im Westen des Heiligenbergs erbrachten vor allem Siedlungsmaterial der Stiftszeit und Pfostengruben eines Bauwerks. Der Befund einer kleinteiligen Schuttschicht aus Backstein- und Ziegelbruch vermischt mit Keramik, Glas, Asche und Holzkohle legt ein großes Schadensfeuer im Zuge oder nach der Auflösung der monastischen Anlage nahe. Aus diesem Schutt wurde noch weitgehend intaktes Baumaterial aufgesammelt und für ein kleines, direkt auf der Oberfläche errichtetes Gebäude genutzt, wovon eine verkippte Ecke zeugt.
Mörtelgrube (Foto: Wiebke Lüdtke)
Eine weitere Ausgrabung im Nordwesten des Heiligenbergs konnte ein im Zuge einer Baumaßnahme 2011 angeschnittenes Gebäude weiter verfolgen. Seine bis zu 1,4 m im Durchmesser mächtigen Pfostengruben reichten noch bis zu 1,5 m tief in den Boden. Außerdem konnte auf 3 m eine Mörtelgrube zum Teil erfasst werden, worunter sich eine mächtige Brandschicht mit zahlreichen großformatigen Kugeltopfscherben befand.
Vom 13.09.-01.11.2020 wurden die Ergebnisse der Ausgrabung sowie die älterer Untersuchungen und die Geschichte des Heiligenbergs im Kreismuseum Syke präsentiert.