Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Naturwissenschaftliche Untersuchung von Natur- und Artefaktgold

Basierend auf den geochemischen Analysen von 73 untersuchten Goldkörnern mittels LA-ICP-MS am Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie (Mannheim) kann bereits innerhalb eines geschlossenen Naturraums (Mikroregion) anhand der zwei wichtigsten Begleitelemente des Goldes (Silber und Kupfer) eine deutliche Differenzierung zwischen den Goldseifen des Sotk- und des neu entdeckten Tsarasar-Revieres (südwestlich der Sotk-Goldlagerstätte) festgestellt werden. Grundsätzlich weist das Seifengold des Tsarasar-Revieres sowie der Flüsse nahe der bronzezeitlichen Siedlung Norabak 1 einen geringeren Kupfer- und höheren Silbergehalt auf. Von den 31 untersuchten Körnern des Tsarasar-Revieres lagen 29 als Elektron vor, deren Silbergehalt zwischen 29 % und 46 % schwankt. In zwei Fällen handelt es sich um Mikronuggets, die aus fast reinem Gold bestehen.

Seifengoldprobe (Foto: D. Wolf, Halle)

Seifengoldprobe (Foto: D. Wolf, Halle)

Seifengoldprobe (Foto: D. Wolf, Halle)

Die Goldseifen vom Sotk-Revier weisen bedeutend niedrigere Silbergehalte (4,4 % bis 16 %), doch signifikant höhere Kupferanteile (6 mg/kg bis 21 mg/kg) als die vom Tsarasar auf.
Die Analyse des Spurenelementbereiches ergab vor allem auffällige Unterschiede bei den Gehalten von Kobalt und Nickel (im Tsarasar-Revier unterhalb der Nachweisgrenze) sowie Bismut und Antimon (höhere Gehalte im Sotk-Revier). Platingruppenelemente (PGE) konnten nur in zwei der 73 untersuchten Goldkörner nachgewiesen werden. Über die Spurenelemente Zink, Zinn und Tellur sind keine Differenzierungen möglich.

Geologische Karte der Region Sotk und
der goldhöffigen Gebiete des Tsarasar Goldvorkommens
(Karte: D. Wolf, Halle)

Geologische Karte der Region Sotk und der goldhöffigen Gebiete des Tsarasar Goldvorkommens (Karte: D. Wolf, Halle)

Geologische Karte der Region Sotk und
der goldhöffigen Gebiete des Tsarasar Goldvorkommens
(Karte: D. Wolf, Halle)

Ein detaillierter Vergleich der geochemischen Zusammensetzung des Goldes von Sotk mit dem Gold der Lagerstätte von Sakdrisi im Südosten Georgiens drängt sich an dieser Stelle geradezu auf, da die räumliche Entfernung zwischen beiden Vorkommen nur etwa 200 km beträgt. Die Goldvorkommen in Sotk und Sakdrisi unterscheiden sich vom geologischen Aufbau zunächst nur wenig. Sehr ähnlich sind sowohl die Ausbildung der Erzgänge, die Alterationen der Nebengesteine, die Gangart, die Mineralassoziationen und die Zonierung der Goldkonzentration zur Tiefe hin. Ebenso sind zahlreiche Goldseifen in den Fließgewässern der Umgebung beider Berggoldvorkommen zu finden. Lediglich die Größe der beiden Lagerstätten unterscheidet sich deutlich und auch die Goldkonzentrationen der oberflächennahen Lagerstättenbereiche differieren signifikant. Bei den Lagerstätten Sotk/Tsarasar handelt es sich um das bei weitem größte Goldvorkommen des gesamten Kaukasus, mit einem geschätzten Lagerstätteninhalt von 124 t Gold (Gugushvili 2010) und Goldkonzentrationen von bis zu 300 g/t in einigen Lagerstättenbereichen (Elevatorski 1982, 141). Für Sakdrisi wird ein ursprünglicher Lagerstätteninhalt von insgesamt 23,5 t Gold angenommen (Gugushvili et al. 2002), mit Goldkonzentrationen von bis zu 50 g/t (Hauptmann et al. 2010). Die ausgewerteten geochemischen Analysen der Seifengoldfunde von Sotk und Tsarasar wurden mit dem Seifengoldvorkommen von Sakdrisi aus Hauptmann et al. (2010) verglichen. Anhand mehrerer Spurenelemente wird deutlich, dass sich das Sotk-Gold vom Gold aus Sakdrisi geochemisch signifikant unterscheidet.

Seifengoldanalyse zu den Revieren Sotk, Tsarasar (beides Armenien) und Sakdrisi (Georgien)
(Diagramm: D. Wolf, Halle)

Seifengoldanalyse zu den Revieren Sotk, Tsarasar (beides Armenien) und Sakdrisi (Georgien) (Diagramm: D. Wolf, Halle)

Seifengoldanalyse zu den Revieren Sotk, Tsarasar (beides Armenien) und Sakdrisi (Georgien)
(Diagramm: D. Wolf, Halle)

Während für die Goldobjekte in Georgien bereits eine Vielzahl an neuen Daten zur Verfügung steht (Hauptmann et al. 2010), gibt es bisher keine geochemischen Analysen von prähistorisch gefertigten Goldobjekten aus armenischen Befunden. Die enge Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften ermöglicht erstmalig Goldobjekte von mehreren Fundplätzen verschiedener bronze- bis eisenzeitlicher Perioden zu beproben und naturwissenschaftlich mit modernen Verfahren zu untersuchen. Vor allem die staatlichen Museen in Yerevan, Metsamor und Erebuni stellen eine hervorragende Basis für gezielte Probennahmen von bronze- und eisenzeitlichen Artefaktgold im Rahmen des Projektes dar. Konkret handelt es sich in einer ersten Beprobung um Goldobjekte aus den Bestattungen von Lori Berd, Metsamor sowie Nerkin- und Verin Naver.
Die Ergebnisse der jeweiligen aktuellen Analysen werden zeitnah und fortlaufend an dieser Stelle dargelegt…

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