Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Archäologische und geologische Voruntersuchungen

Im Rahmen einer Sonderinitiative des Kultusministeriums Sachsen-Anhalts wurden in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, der Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie gGmbH und dem Institut für Petrologie und Lagerstättenforschung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg systematische Feldbegehungen und erste detaillierte archäologische und archäometallurgische Untersuchungen in den Jahren 2010 bis 2015 durchgeführt. Neben einigen bereits bekannten konnten zahlreiche neue Fundorte prospektiert werden. Es gelang somit, die Kenntnis über das Siedlungsnetzwerk und die allgemeinen Nutzungsmuster in dem topographisch klar umgrenzten Naturraum im Bereich des Goldvorkommens zu erweitern. Nur so kann es gelingen, einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Siedlungsnetz und dem frühen Abbau von Gold zu rekonstruieren. Zu diesem Zweck wurden in der Region um die Sotk-Mine insgesamt 41 Fundstellen aufgesucht und untersucht.

Region Sotk: Dokumentierte Fundorte
aus den Prospektionskampagnen 2010-2013 (Karte:
S. Hüsing, Halle)

Region Sotk: Dokumentierte Fundorte aus den Prospektionskampagnen 2010-2013 (Karte: S. Hüsing, Halle)

Region Sotk: Dokumentierte Fundorte
aus den Prospektionskampagnen 2010-2013 (Karte:
S. Hüsing, Halle)

Dabei handelt es sich vor allem um befestigte Siedlungen auf natürlich abgerundeten Hügeln mit steilen Abhängen, Festungen auf natürlichen Felsen mit zyklopischen Mauerwerken, ebenerdige Siedlungen, Fundplätze mit verstreuter Keramik und Gräberfelder. Bis zum Zeitpunkt der Voruntersuchungen waren erst zwölf Fundstellen bekannt und oberflächlich untersucht worden. Somit wurden 29 Fundorte im Zuge der Expeditionen erstmalig erkundet und an zwei ausgewählten Plätzen erste systematische archäologische Untersuchungen durchgeführt.Während der großräumigen Surveys wurden mehrere hundert diagnostische Keramikscherben an den neuen Fundorten gesammelt, die überwiegend der Früh- bzw. Spätbronze-/ Früheisenzeit zugeordnet werden konnten und somit eine erste vorsichtige Datierung der Fundorte gewährleisteten. Es bleibt festzuhalten, dass durch die Voruntersuchungen bereits die Gesamtheit der neu erforschten (früh-)bronzezeitlichen Fundorte als archäologisch geschlossenes Siedlungssystem zu klassifizieren ist, dass sich um und in Richtung des Goldvorkommens gruppiert und somit einen direkten Zusammenhang erkennen lässt.

Fundort Norabak. Kurgan N1. Skelettlage mit Funden in situ (Foto: R.Kunze, Halle)

Fundort Norabak. Kurgan N1. Skelettlage mit Funden in situ (Foto: R.Kunze, Halle)

Fundort Norabak. Kurgan N1. Skelettlage mit Funden in situ (Foto: R.Kunze, Halle)

An zwei ausgewählten Plätzen wurden erste systematische archäologische Untersuchungen durchgeführt. Die detaillierte Erkundung der Fundorte Sotk 2 (Siedlung) und Norabak 1 (Siedlung/Gräberfeld) ergab zahlreiche Rückschlüsse zu einem ersten Verständnis der Bronzezeit im Untersuchungsgebiet. In Sotk 2 – einem natürlichen Hügel östlich der heutigen Ortschaft Sotk – konnten Besiedlungsschichten sämtlicher bronzezeitlicher Epochen aufgedeckt und dokumentiert werden. Besonders eindrucksvoll ist dabei der Einblick in die frühbronzezeitliche Arbeitsteilung am Beispiel der Obsidianbearbeitung. Interessant in dem Zusammenhang ist, dass Obsidian in prähistorischen Zeiten ähnlich dem Gold ein weitverbreitetes Handelsgut darstellte und sich so anhand seiner Verbreitung auch alte Handelswege und -kontakte skizzieren lassen. Die Erforschung des Geländesporns Norabak 1 – ca. 6 km südlich von Sotk 2 gelegen – diente vor allem der Klärung von Datierungsfragen von der Siedlung vorgelagerten Hügelgräbern (Kurgane), die zeitlich in die späte Mittelbronzezeit eingeordnet werden konnten – dem Zeitraum der breiten Verwendung des Goldes in Vorderasien.
Detaillierte Ergebnisse zu den Untersuchen wurden bereits publiziert und können an dieser Stelle abgerufen werden:

Die Interdisziplinarität des Projektes ergibt sich dadurch, dass das prähistorische Siedlungsnetzwerk entlang der wichtigsten Handelsverbindung zwischen Süd- und Ostkaukasus zahlreiche Hinweise auf einen direkten Zusammenhang mit der Gewinnung und dem Handel von Gold liefert. Um diese enge Beziehung darzustellen, wurde im Zuge der Voruntersuchungen vollständig die Goldführung der Fließgewässer, Alluvionen, Eluvionen und Berggoldadern erfasst und dokumentiert. Die Beprobung und die Analyse der primären Golderze sowie die geochemische Veränderung des Goldes beim eluvialen, alluvialen und fluviatilen Transport ist somit integraler Bestandteil der lagerstättenkundlichen Forschung gewesen. Seifengold konnte in allen größeren Flüssen in zum Teil erheblichen Mengen nachgewiesen sowie eine Goldführung in einigen Bächen und Flüssen durch „Negativbelege“ auch ausgeschlossen werden.

Beprobungspunkte der
Goldwaschversuche mit
Verteilungsmuster (Karte: D. Wolf,
Halle)

Beprobungspunkte der Goldwaschversuche mit Verteilungsmuster (Karte: D. Wolf, Halle)

Beprobungspunkte der
Goldwaschversuche mit
Verteilungsmuster (Karte: D. Wolf,
Halle)

Dabei ist zu bedenken, dass es in dieser Region noch zu keinerlei anthropogenen Regulierungen der goldführenden Bäche und Flüsse gekommen ist und somit noch immer der prähistorischen Zeit entspricht, was für die Beprobung vorgeschichtlicher Goldquellen ein Glücksfall ist. Die natürlichen Sedimentfallen der Goldseifen erhalten somit ungehindert weiterhin Nachschub an Goldpartikeln aus den primären Berggoldvorkommen. Damit ist sichergestellt, dass auch Gold mit genau der Zusammensetzung analysiert wird, das bereits in der Bronzezeit gewonnen und verarbeitet werden konnte. Eine wichtige Beobachtung neben dem Nachweis von Naturgold durch die Goldwaschversuche war zudem, dass an goldführenden Flüssen zumeist selbst mit einfachsten Mitteln in kurzer Zeit z. T. erhebliche Mengen Gold gewonnen werden konnten. Dies betrifft vor allem die Flüsse Sotk, Tartar und Masrik. Insgesamt ist festzustellen, dass der Aufbau, die Struktur und die Art der Mineralisation den prähistorischen Abbau von Berggold stark begünstigt. Diese Annahme wird dadurch gestützt, dass die goldhaltigen Gänge an vielen Stellen direkt an der Oberfläche ausstreichen und somit neben einer Seifengoldgewinnung auch prähistorischer Pingen-Bergbau möglich war. Da goldführende Quarz-Sulfid-Adern oberflächennah verwittern und die Sulfide dabei bevorzugt oxidieren, ist davon auszugehen, dass sich in prähistorischer Zeit in den zu Tage tretenden Quarzadern leicht gewinnbares oder sogar makroskopisch sichtbares Freigold gefunden hat, das relativ leicht zu erkennen war; d.h. eine sehr frühe prähistorische Goldgewinnung aus diesen Vorkommen war möglich.

Berggold mit Gangart aus
der Lagerstätte Sotk (Foto: D. Wolf, Halle)

Berggold mit Gangart aus der Lagerstätte Sotk (Foto: D. Wolf, Halle)

Berggold mit Gangart aus
der Lagerstätte Sotk (Foto: D. Wolf, Halle)

An den umliegenden Berghängen finden sich zudem in großer Zahl auffällige geomorphologische Negativformen, die als verwitterte ehemalige Pingen gedeutet werden müssen. Ein oberflächennaher, zuweilen auch ein untertägiger Abbau wurde dadurch erleichtert, dass Teile der harten Gold-Quarzgänge und -adern von relativ leicht verwitternden sedimentären Gesteinseinheiten umgeben sind. Mehrere zumindest prämoderne Stollensysteme im Norden des Untersuchungsgebietes zeigen einen solchen Untertagebergbau an.

Weitere, detailliertere Informationen finden sich bei:

Methodik des Goldwaschens: Waschpfanne & -rinne (Foto: R. Kunze, Halle)

Methodik des Goldwaschens: Waschpfanne & -rinne (Foto: R. Kunze, Halle)

Methodik des Goldwaschens: Waschpfanne & -rinne (Foto: R. Kunze, Halle)

Eluviales Seifengold (0,7g Au aus 50 kg Hangschutt)
(Foto: D. Wolf , Halle)

Eluviales Seifengold (0,7g Au aus 50 kg Hangschutt) (Foto: D. Wolf , Halle)

Eluviales Seifengold (0,7g Au aus 50 kg Hangschutt)
(Foto: D. Wolf , Halle)

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