Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Hintergrund zum Forschungsprojekt

Zahlreiche urartäische Felsinschriften entlang des heutigen Ufers des Sevansees (Lchashen, Gawar, Tsovinar, Tsovak) belegen, dass es sich bei der Region um eine riesige Siedlungskammer handelt, deren Bevölkerung direkten Bezug zu der Gewinnung von Rohstoffen in vorchristlicher Zeit hatte. Das vom Vansee in Kleinasien stammende altorientalische Reich der Urartäer (bibl. Ararat), ist vor allem durch seine zahlreichen, schrittweisen Eroberungszüge bekannt, die sie auch in das Untersuchungsgebiet am Sevansee führten. Eine der Felsinschriften (Tsovak) berichtet, dass unter der Regentschaft von Sarduri II. ein Feldzug (742–739 v. Chr.) gegen zwei im Untersuchungsgebiet befindliche Königreiche stattfand. Aus einer weiteren Inschrift – den Annalen Sarduris II. – geht einer der Gründe für diesen Expansionszug hervor. Es wird berichtet, dass die Eroberung den Zugang zu SADU Uškiani ermöglichte.  Das Toponym Uškiani wird seit längerer Zeit kontrovers diskutiert und von einigen Forschern mit dem sumerischen Wort für Gold (guškin) in Verbindung gebracht "Berg des Goldes". Da das Wort Uškiani nicht urartäischen bzw. lokalen Ursprungs ist, liegt die Vermutung nahe, dass es aus einer vorurartäischen Epoche stammt. Interessanterweise befindet sich heute an der Stelle des Bergpasses ein riesiger im Abbau befindlicher Goldtagebau. Während der Voruntersuchungen konnten aus den Flüssen und Bächen im Untersuchungsgebiet bereits reiche Vorkommen von Seifengold detektiert werden.

Das Ziel ist es, zu klären, ob diese historische Angabe eines goldreichen Berggebietes auch anhand archäologischer Funde und Befunde belegt werden kann. Den Schwerpunkt des Projektes bildet eine umfassende, multidisziplinäre Untersuchung der bronzezeitlichen Siedlungskammer in seiner gesamten Topographie. Eine gleichmäßige Verteilung von deduktiver und induktiver Arbeitsweise ist Grundlage des Vorhabens, d. h., neben der direkten Untersuchung von ausgewählten Fundplätzen (archäologische Ausgrabungen von Siedlungen und Grabhügeln) ist die systematische Erforschung der umgebenden Mikro- und Makroregion in Hinblick auf die natürliche und anthropogen veränderte Landschaft unerlässlich. Somit ist auch die Rekonstruktion der prähistorischen Infrastruktur (Gewinnung der Rohstoffe und deren Weiterverarbeitung), des Handels und des Austauschs im sozialen System Altarmeniens von besonderer Bedeutung.

Urartäische Felsinschrift bei Tsovak
am Sevan See
(Foto: R. Kunze, Halle)

Urartäische Felsinschrift bei Tsovak am Sevan See (Foto: R. Kunze, Halle)

Urartäische Felsinschrift bei Tsovak
am Sevan See
(Foto: R. Kunze, Halle)

Annalen von Sarduri II. am Van See während den Ausgrabungsarbeiten im Jahre 1915
(Foto: E. Genkin)

Annalen von Sarduri II. am Van See während den Ausgrabungsarbeiten im Jahre 1915 (Foto: E. Genkin)

Annalen von Sarduri II. am Van See während den Ausgrabungsarbeiten im Jahre 1915
(Foto: E. Genkin)

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