Nazarlebi (Georgien)
Abb. 1: Nazarlebi von Südwesten, im Hintergrund die Shiraki-Ebene
Im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Seminar für Orientalische Archäologie und Kunstgeschichte der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Felix Blocher) und dem Laboratory for Visual Anthropology and Local History der Ilia State University Tbilisi (ISU) (Paata Bukhrashvili) haben 2017 Ausgrabungen an der Ruine Nazarlebi am Rande der Shiraki-Ebene in Kachetien (Ostgeorgien) begonnen. Es handelt sich dabei um eine in hügeligem Gelände, direkt am Übergang zur Ebene liegende größere (ca. 150 x 130 m) und gut erkennbare Anlage, die von Wällen umgeben ist.
Abb. 2: Depot 1 in situ.
Während der Grabungskampagne 2018 kam der erste von drei Depotfunden zu Tage (Depot 1).
Die dritte Kampagne widmete sich der weiteren Freilegung des vermuteten Mauerrings, der in Plateauschnitt (PS) 2 entdeckt wurde und an den sich der Depotfund (Depotfund 1) mit seinen Waffen und Geräten anlehnte.
Weitere Flächen wurden im Süden (PS 3), im Osten (PS 4) und im Südosten (PS 5) der schon offenen Fläche angelegt. Auf diese Weise gelang es, den gesamten Steinkreis zu erfassen, einschließlich der weit angelegten Eingangssituation im Osten.
Abb. 3: Ansicht des Heiligtums von Nazarlebi von Süden (Foto G. Kirkitadze, ISU, 14.09.2019). Vorne die Plateauschnitte (PS) 3 und 5, hinten PS 2 und 4 (von Westen her). Im von der Grabung ausgesparten Bereich liegt der betonierte trigonometrische Punkt.
Die zweite große Arbeitsfläche 2019 betrifft die untere Terrasse der Gesamtanlage, und zwar deren Nordbereich (Abb. 4). Dort sind in der magnetischen Aufnahme einige rechteckige Strukturen sichtbar. Um diesen Befund zu testen, wurden auf der unteren Terrasse mehrere Areale geöffnet (UTN 1-3, von West nach Ost numeriert). Sie folgen der Topographie und sind deswegen nicht einheitlich groß. UTN 3 wurde nach Süden hin verlängert und reichte am Ende der Kampagne bis auf die obere Terrasse bzw. das Plateau hinauf.
Direkt unter der Oberfläche von UTN 1-3 kamen feinsteinige Lagen zum Vorschein, die mit denjenigen im Ostbereich der unteren Terrasse verglichen werden (Kampagne 2017), aber auch natürlich sein können. Das gesamte Areal ist zudem von Lagen aus unterschiedlich großen Steinen bedeckt, die zwar teilweise nach Strukturen aussehen, aber möglicherweise einfach nur heruntergerolltes und anschließend durch Regenwasser konzentriertes Material darstellen könnten. Keramik und Kleinfunde waren in UTN rar.
Abb. 4: Die Untere Terrasse Nord von Osten.
Innerhalb des Mauerkreises kamen an verschiedenen Stellen Einzelfunde vor, die wohl ebenfalls als intentionelle Deponierungen im Heiligtum anzusprechen sind. Es fanden sich ein Schwert sowie ein ganzes und ein fragmentarisches „Rasiermesser“ (Abb. 5), alle drei mit den im DF 1 gefundenen Stücken gut vergleichbar. Das ganz erhaltene Rasiermesser zeigt unterschiedlichen Riefendekor, indem einmal neben den drei Riefen noch zwei kurze, aus dem Rand des Griffs hervorgehende Spitzen angebracht sind. Auch hier sind die beiden Schneiden scharf. Das gilt ebenso für das fragmentarische Stück, welches über einen Mittelgrat verfügt.
Abb. 14: Einzelfunde aus dem Steinkreis. Schwert, zwei „Rasiermesser“.
Im Jahre 2019 konnten die Ausgrabungen fortgesetzt werden, und zwar mit Hilfe einer Finanzierung durch die Gerda Henkel Stiftung, Düsseldorf.
Der Stiftung gilt unser großer Dank für die Bereitstellung von Mitteln für 2019 und für eine weitere Grabung.
Abbildungsnachweise
Alle Abbildungen stammen, wenn nicht anders angegeben, vom georgisch-deutschen Team der Ausgrabung in Nazarlebi.
Prof. Dr. Felix Blocher
P. Bukhrashvili, F. Blocher, Z, Tskvitinidze, Sh. Davitashvili, Ausgrabungen in Nazarlebi, Kachetien (Georgien) 2017 und 2018. Mittelungen der Deutschen Orient-Gesellschaft 151, 2019, 271-294
P. Bukhrashvili, F. Blocher, Z, Tskvitinidze, Sh. Davitashvili, Ausgrabungen in Nazarlebi, Kachetien (Georgien) 2019. Mit einem Beitrag von J. Faßbinder. Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft 152, 2020, 125-154