Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Vorläufige Ergebnisse (Stand 12/2021)

Im Rahmen der Untersuchungen war es bisher möglich, insgesamt 48 Goldobjekte zu beproben und zu analysieren. Die Artefakte stammen aus frühbronze- bis mitteleisenzeitlichen Fundorten, die über das gesamte Gebiet Armeniens verteilt liegen, d. h. aus Lori Berd (Nordarmenien), Verin Naver, Nerkin Naver und Karmir Blur (Zentralarmenien) sowie Gorayk (Südarmenien).

Die chemische Zusammensetzung von Haupt-, Neben- und Spurenelementen wurde in Zusammenarbeit mit der Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie gGmbH (CEZA) mit Hilfe der Massenspektrometrie in Verbindung mit einer laserbasierten Probeentnahmeeinheit, der Laser Ablation with Inductively Coupled PlasmaMass Spectrometry (LA-ICP-MS), bestimmt. Dabei wurden die Proben vorab am Institut für Petrologie und Lagerstättenforschung der MLU in Epoxidharz eingebettet und anschließend metallografisch poliert. An jeder Probe wurde Probenmaterial in der Regel durch Punktanalysen <100 μm ablatiert. Einige Proben aus Lori Berd wurden zudem metallografisch mit einem Lichtmikroskop und im Rasterelektronenmikroskop (REM) mit angeschlossener Elektronenstrahlmikroanalyse mit energiedispersivem Röntgenspektrometer (EDX) an der MLU untersucht.

Die Analysen zielen in erster Linie auf eine Materialcharakterisierung der Goldfunde ab, um allgemeine Aussagen zum Rohmaterial treffen zu können und Unterschiede zwischen den verschiedenen Untersuchungskomplexen erkennen zu lassen. Die unterschiedliche chronologische Einordnung der Objekte könnte mit verschiedenen Zusammensetzungen des „Naturgoldes“ und möglicherweise intentionellen Legierungen einhergehen.

Beispiele untersuchter Goldobjekte aus den Fundorten Lori Berd (A/B), Verin Naver (C), Nerkin Naver (D) und Metsamor (E). @R.Davtyan, H.Simonyan

Beispiele untersuchter Goldobjekte aus den Fundorten Lori Berd (A/B), Verin Naver (C), Nerkin Naver (D) und Metsamor (E). @R.Davtyan, H.Simonyan

Beispiele untersuchter Goldobjekte aus den Fundorten Lori Berd (A/B), Verin Naver (C), Nerkin Naver (D) und Metsamor (E). @R.Davtyan, H.Simonyan

Anhand der 40 bisher untersuchten Goldobjekte konnte festgestellt werden, dass alle als alluviales Gold zu charakterisieren sind. Dies überrascht aufgrund der zahlreichen goldführenden Gewässer in Nord- und Ostarmenien sowie dem angrenzenden Südgeorgien nicht.

Bis auf drei Ausnahmen bestehen alle untersuchten Proben aus Elektrum, d. h. aus einer Gold-Silber-Legierung mit Silbergehalten >25 Gew.-%. Es konnte durch die Blei-Silber-Verhältnisse nachgewiesen werden, dass das Silber der Objekte aus einer Lagerstätte mit natürlicher Gold-Silber-Legierung stammen muss (vgl. Jansen 2019, 75–76) und nicht intentionell durch Kupellation zugefügt wurde. Die Kupellation aus silberhaltigen Bleierzen zur Gewinnung von Silber ist das einzig bekannte Verfahren in der Prähistorie (zuletzt Schwab/Pernicka 2021, 566), wie sie auch am Beispiel von zwei Silbergefäßen aus Lori Berd im Rahmen des Projektes nachgewiesen werden konnte. Ein Silbergehalt in diesen Dimensionen (bis zu 49 Gew.-%) ist eher selten und als bisher einziger geochemischer Fingerabdruck zu werten und zu diskutieren, da sehr wahrscheinlich alle weiteren Elemente eher durch die metallurgische Weiterverarbeitung in die Artefakte gelangten (vgl. Jansen 2019, 267). Dies stellt somit einen hervorragenden Indikator dar, um Rückschlüsse auf mögliche Vorkommen zu ziehen. Die im Rahmen der Vorarbeiten untersuchten Lagerstätten von Dilijan-Margahovit-Fioletovo (DMF) und Sotk sind daher nicht als Ursprung des Goldes anzunehmen. Allerdings ist bei DMF anzumerken, dass die statistische Basis der lediglich drei untersuchten Seifengoldproben sehr gering, eine Tendenz jedoch ersichtlich ist (Wolf et al. 2011). Bei Sotk ist die Anzahl des untersuchten Seifengoldes weitaus höher und weist ein recht homogenes Silberverhältnis um 10 Gew.-% auf, was mit dem Primärgold (9 Gew.‑% Ag) des Vorkommens vergleichbar und somit deutlich niedriger als der Silbergehalt der untersuchten Objekte (Wolf/Kunze 2014) ist.

Silber-Kupfer-Verhältnis der untersuchten Goldobjekte.

Silber-Kupfer-Verhältnis der untersuchten Goldobjekte.

Silber-Kupfer-Verhältnis der untersuchten Goldobjekte.

Demgegenüber ist die Lagerstätte Tsarasar von besonderem Interesse. Das bereits beschriebene Vorkommen süd (-westlich) vom Sotk-Distrikt mit seinen Hauptentwässerungen über Masrik und Kematschaiweist sehr vergleichbare Silbergehalte wie in den Objekten auf und lässt eine Herkunft aus Lagerstätten dieser Genese möglich erscheinen, ohne sich zu diesem Zeitpunkt klar auf das Einzelvorkommen Tsarasar festzulegen.

Neben Sotk, Tsarasar und DMF muss auch auf räumlich benachbarte Goldvorkommen in Georgien geblickt werden. Zuletzt von M. Jansen vorgestellte Ergebnisse zeigen, dass weder das Berggold von Sakdrisi noch alluviales Gold aus dem Großen Kaukasus hinsichtlich der natürlichen Silbergehalte vergleichbar ist (Jansen 2019, 156 Abb. 5.28).

Der Kupfergehalt der untersuchten Funde eignet sich nach Auswertung der bisherigen Ergebnisse nicht für eine Suche nach der Rohstoffbasis bzw. der Lagerstätte. Es konnte gezeigt werden, dass in fast allen Fällen der Kupfergehalt der Objekte um ein Vielfaches höher ist als in allen bisher bekannten Goldlagerstätten, d. h., dass Kupfer den meisten Objekten intentionell zulegiert wurde, da ein polymetallischer Aufbau der Objekte durch die Mikroskopie ausgeschlossen werden konnte. Obwohl Kupfer in der Schmelze in jedem Verhältnis uneingeschränkt löslich ist, zeigt sich an einigen untersuchten Proben, dass aus der ursprünglich homogenen Legierung (homogener Mischkristall) ein zweiphasiges Gefüge vorliegt. In der Synthese verschiedener Hypothesen zeigt sich, dass mit der intentionellen Zugabe von Kupfer, neben einer (bewussten?) Farbänderung, wohl vor allem ein Zugewinn von Härte erreicht wurde.


Vorläufige Ergebnisse der Siedlung Artanish 9

Vorläufige Ergebnisse der Siedlung Artanish 9

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